Die Farben des Flieders

Von Blau zu Weiß und umgekehrt

Fliederfarben

Wie hatten das Bild ja vor einiger Zeit schon einmal bei uns auf Facebook gepostet: Die Kollegen in der Baumschule hatten einige Fliedersorten für die „Internationale Pflanzenmesse“ in Essen Anfang des Jahres vorgetrieben. Für diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können: Die Blühphase eines Flieders lässt sich mit entsprechender Ausrüstung künstlich herbeiführen. Da Fliederblüten vor allem auf eine bestimmte Lichtintensität reagieren, können wir sie mit ausreichend Lichteinfluss hervorlocken. Auch wenn es eigentlich noch viel zu früh für die Blüte ist.

Einen ungewöhnlichen Nebeneffekt hatte die Treiberei: Die so entstehenden Blüten sind heller, als es eigentlich bei normaler Witterung der Fall ist. Die Stellen an der Pflanze, die das künstliche Licht besonders stark „abbekamen“ waren dabei noch einmal um Einiges heller als Stellen, wo nicht so viel Licht hinfiel.

Syringa vulgaris Excel - vorgetrieben

Diese Syringa vulgaris „Excel“ war beim Vortreiben an verschiedenen Stellen unterschiedlich starker Lichteinstrahlung ausgesetzt.

Farben nach dem Wister-Code

Dies ist jetzt natürlich ein Extrembeispiel. Aber eines, das wie ich finde sehr schön zeigt, wie unterschiedlich manchmal die Färbung von Fliederblüten bei gleichen Sorten tatsächlich sein kann. Ein Umstand, der auch unsere Kunden immer wieder aufs Neue verwundert. Wir werden daher immer mal wieder angeschrieben, warum die Blüten der Fliedersorte, die sie geliefert bekommen haben, nicht die erwartete Farbe oder Farbintensität besitzen.

Nun ist es mit der Farbe von Fliederblüten allgemein so eine Sache. Die meisten Experten nutzen bei ihrer Beschreibung eine Einteilung, die Mitte des vergangenen Jahrhunderts von dem US-amerikanischen Gartenbauer und Fliederregistrator John Wister vorgenommen wurde (s. Kasten „Der Wister-Code“). Geht man nun nach dieser Einteilung vor, so kann man jeder Fliedersorte eine Farbe zuweisen. Dies hat zum Beispiel auch der ebenfalls aus den USA stammende „Fliederpapst“ Reverend John Fiala getan. Und ein Standardwerk veröffentlicht, an das sich die Fliederwelt – so auch wir – immer noch hält. Das Fiala-Register wird auch heute noch angepasst und auf den neusten Stand gebracht. Wer Interesse daran hat – ich habe die aktuellste Ausgabe hier hinterlegt.

Der Wister-Code

Anzahl der Blütenblätter: S. = Single (Einzeln) – bis zu vier Blütenblätter; D. = Double (Doppelt) – mehr als vier Blütenblätter

I.

Weiß

II.

Violett

III.

Blau

IV.

Flieder

V.

Rosa

VI.

Magenta

VII.

Purpurrot

Was beeinflusst die Farbintensität?

Das Problem bei so einer Einteilung ist aber: Sie ist ein Stück weit willkürlich. So können beispielsweise die Blüten der ΄Beauty of Moscow΄ einen, teilweise recht deutlichen, rosafarbenen Schimmer aufweisen. Die Knospen sind sowieso rosa. Eingeteilt sind sie aber als D I – und somit in der Kategorie Weiß.

Syringa vulgaris "Beauty of Moscow"

Wunderschön, aber farblich leicht verwirrend: Die Syringa vulgaris „Beauty of Moscow“.

Ein anderes Beispiel wären außerdem allgemein magenta- oder purpurfarbene Pflanzen, die gerne leicht „flieder-stichig“ sind. Während man über so etwas ja noch wunderbar akademisch diskutieren kann – frei nach dem Motto: „Irgendeine Einteilung musste ja mal getroffen werden!“ – wirken sich jedoch auch umweltbedingte Einflussfaktoren auf die Fliederfarbe aus. Und hier sind wir bei den Problemen, die einige unserer Kunden erleben.

Syringa vulgaris "Paul Thirion"

Auch eigentlich als magenta- oder purpurfarbene Fliedersorten entwickeln in der Blüte gerne einen fliederfarbenen Einschlag. wie zum Beispiel diese Syringa vulgaris „Paul Thirion“.

Da hätten wir zuallererst das bereits oben angedeutete Lichtbeispiel, das in ähnlicher oder zumindest abgeschwächter Form auch im heimischen Garten auftreten kann. Im Übrigen stimmt dann natürlich auch der logische Schluss, dass Blüten intensivere Farben entwickeln, je mehr sie aus der direkten Sonneneinstrahlung herausgehalten werden. Allerdings müsste man dann mit dem Nachteil leben, dass deutlich weniger Blüten überhaupt gebildet werden.

Syringa vulgaris "Le Notre"

Fliederblüten werden mit dem Alter heller – wirklich interessant im eigenen Garten zu beobachten!

Genauso abhängig wie vom Lichteinfall ist die Farbintensität von Fliederpflanzen außerdem auch von der Nährstoffversorgung. Was sich natürlich auch ein Stück weit im Boden bemerkbar macht, in dem die Flieder eingepflanzt werden. Generell gilt hier die Faustformel, dass eine Unterversorgung mit Nährstoffen zu blasseren Blütenfarben führt. Dem kann aber ganz leicht Abhilfe geschaffen werden: Wir haben einen Fliederdünger zusammengestellt, der speziell auf die Bedürfnisse der Pflanze, sowohl im Frühling, als auch im Herbst, zugeschnitten ist. Und abschließend werden Fliederblüten allgemein heller, je länger sie bereits am Strauch sind. Ein faszinierendes Schauspiel. Beobachten Sie es doch einmal in Ihrem eigenen Garten!

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