Auf unserer Shopseite schreiben wir ja in der Regel dazu, wann die einzelnen Fliedersorten voraussichtlich blühen werden. Grundsätzlich ist das auch nicht allzu kompliziert: Die Blütezeit der klassischen „Edelflieders“ Syringa vulgaris liegt in etwa zwischen Mitte Mai und Anfang Juni. Flieder der Gattung Syringa hyacinthiflora blühen im Schnitt etwas früher und können bereits Anfang Mai die ersten Blüten bilden. Syringa prestoniae und davon abgeleitete Sorten wiederum sind etwas später dran, als der „Edelflieder“. In etwa Anfang Juni beginnt bei diesen Sträuchern der Fliedertraum.
Nun sind diese Zeiten natürlich nicht in Stein gemeißelt. Wir reden hier immerhin von Natur – und letzten Endes hängt die Blüte in hohem Maße von der Umgebung und dem Wetter ab. Das ist relativ berechenbar. Nicht umsonst haben die Menschen früherer Zeiten gerne die Blütezeiten einzelner Pflanzen dazu benutzt, um ihre Jahreszeiten zu bestimmen. Ich hatte mich ja Anfang des Jahres schon einmal mit dieser „phänologischen“ Herangehensweise beschäftigt. Kurz gesagt: Wenn der Flieder blüht, sind wir im Vollfrühling angekommen.
Blüten im Herbst
Nun haben wir momentan ganz sicher alles. Aber keinen Vorfrühling. Trotzdem erreichten uns in den vergangenen Wochen einige Anfragen, dass Fliederbesitzer an einigen ihrer Pflanzen auf einmal Blüten entdeckten. Natürlich verbunden mit der berechtigten Frage, wie das denn sein kann. Ist das dann überhaupt Flieder, oder eventuell doch etwas Anderes? Zur Beruhigung aller, denen es eventuell ähnlich geht erst einmal: Ja! Natürlich sind auch diese blühenden „Anomalien“ Flieder. Wir haben bei uns in der Baumschule selbst dieses Phänomen an einigen Sträuchern entdecken können.
Die Fliederpflanzen haben eine sogenannte „Nachblüte“ gebildet. So etwas ist vielleicht nicht gerade Standard, kann aber durchaus passieren. Denn die Anlage der Blatt- und Blütenknospen beginnt beim Flieder bereits im August. Diese Knospen können Sie nach ihrer Bildung auch schon sehr gut sehen. Wenn nun relativ warme Herbsttage folgen, kann es passieren, dass einige der Blütenknospen aufbrechen. Das ist nicht besonders schön, weil sich der Flieder an dieser Stelle höchstwahrscheinlich für die kommende, eigentliche, Fliederblüte nicht mehr rechtzeitig revitalisieren wird.
Eine Nachblüte umfasst, wie bei diesen Syringa vulgaris ‚Pricess Sturzda'(l.) und ‚Fale Baltyku'(r.) schön zu sehen, in der Regel nur wenige Knospen.
Übrigens sind Fliederpflanzen nicht die Einzigen, bei denen eine Nachblüte zu beobachten ist. Grundsätzlich kann dies allen Pflanzen passieren, die ihre Blütenknospen bereits vor dem Winter anlegen, so zum Beispiel auch bei Rhododendren. Wenn ein paar dieser Knospen dann tatsächlich bereits im Herbst aufgehen, sehen Sie es positiv: Auch in der grauen Jahreszeit kann ein wenig Blütenzauber im Garten ja ganz schön sein.
Keine Kommentare